Dr. Mathias Herbst (DWD, Braunschweig)
Zum Einfluss der Moor-Renaturierung auf den Wasserhaushalt und das Lokalklima
Dies wird anhand einer Fallstudie in einem wiedervernässten Moor im Emsland demonstriert. Im Leegmoor wurde im Rahmen eines Verbundprojekts die aktuelle Verdunstung über mehrere Jahre mit der Bowenverhältnis-Energiebilanz-Methode bestimmt, und zusätzlich wurden an ausgewählten Tagen der Blattflächenindex sowie die Transpiration und der Spaltöffnungswiderstand des dominierenden Pfeifengrases gemessen. Vom Spätsommer bis in den Winter entsprach die aktuelle Verdunstung wie erwartet der potenziellen Verdunstung, während sie im Frühling und Frühsommer weit dahinter zurückblieb. Dieser jahreszeitliche Verlauf lässt sich auf die Vegetationseigenschaften zurückführen, denn im Frühjahr ist das Moor noch von einer dichten Matte aus abgestorbenem Pflanzenmaterial bedeckt, die als Verdunstungsschutz wirkt. Zudem zeichnet sich das Pfeifengras durch eine empfindliche Spaltöffnungsregulation aus.
Der besondere Jahresgang der Verdunstung konnte mit einem neu parametrisierten Verdunstungsmodell gut abgebildet werden. Die Anwendung des Modells auf vieljährige Klimadaten erlaubt schließlich klimatologische Aussagen zur Rolle von wiedervernässten Hochmooren im Landschaftswasserhaushalt. Verglichen mit stark verdunstenden Vegetationstypen in anderen Feuchtgebieten, wie z.B. Röhrichten an Seen und Flüssen, verbraucht die Hochmoorvegetation relativ wenig Wasser. Dadurch sind Wiedervernässungsmaßnahmen wie im Leegmoor, die mittlerweile eine zentrale Rolle im Klima- und Naturschutz spielen, auch in Zeiten des Klimawandels nachhaltig, allerdings tragen sie nicht unmittelbar zur Kühlung des Lokalklimas bei.